Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg, illustriert von Josef Hegenbarth (1884-1962) (© Josef-Hegenbarth-Archiv, Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden)
Der Hirsch nahm den Schneider auf sein Geweih und es ging schnellen Laufes fort über Stock und Stein. Endlich hielt der Hirsch vor einer Felsenwand still und ließ den Schneider sanft herabfallen. Der Hirsch stieß sein Geweih gegen eine in dem Felsen befindliche Türe, dass sie aufsprang. Feuerflammen und Dampf schlugen heraus, und der Hirsch verschwand. Der Schneider stand unschlüssig, dann trat er ein und gelangte durch die eiserne Tür in einen großen Saal. Hier standen zwei große gläserne Kasten. In dem einen erblickte er ein schönes Gebäude. Im anderen Kasten lag ein schlafendes Mädchen von größter Schönheit. Der Schneider betrachtete die Schöne mit klopfendem Herzen, als sie plötzlich die Augen aufschlug: „Hilf mir aus meinem Gefängnis: wenn du den Riegel an diesem gläsernen Sarg wegschiebst, so bin ich erlöst.“ Der Schneider gehorchte ohne Zaudern, sie stieg herausgab dem Schneider einen freundlichen Kuss auf den Mund erzählte ihm ihr Schicksal:
„Ich bin die Tochter eines reichen Grafen. Meine Eltern starben, und ich lebte mit meinem Bruder in unserem Schloss. Eines Abends kam ein Fremder und wir gewährten ihm ein Nachtlager. Doch er hatte Zauberkräfte und ich sah ihn in mein durch zwei Türen fest verschlossenes Zimmer eintreten. Er wollte mich zur Frau, doch mein Widerwille gegen seine Zauberkünste war so groß, dass ich ihn keiner Antwort würdigte. Der Schwarzkünstler sperrte mich daraufhin in diesen gläsernen Sarg, erschien nochmals, sagte, dass er meinen Bruder in einen Hirsch verwandelt und mein Schloss mit allem Zubehör verkleinert in den andern Glaskasten eingeschlossen hätte.“
Das Fräulein hob den Deckel des andern gläsernen Kastens, und das Schloss wuchs zu seiner natürlichen Größe heran. Ihre Freude ward noch vermehrt, als ihr Bruder, der den Zauberer in dem Stier getötet hatte, in menschlicher Gestalt aus dem Walde herankam, und noch denselben Tag reichte das Fräulein dem glücklichen Schneider die Hand am Altare.
Tür im Felsen, eiserne Tür, zwei Türen hintereinander – hier war jemand auf Sicherheit bedacht. Funktionstüren erfüllen auch spezielle Aufgaben besonders zuverlässig.
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